Klimaneutralität der deutschen Wissenschaftsorganisationen
Climate Neutrality of the
German Science Organisations
Gemeinsame Erklärung des Max-Planck-Nachhaltigkeitsnetzwerkes und des Netzwerkes Helmholtz Klimaneutral zur Stellungnahme der Allianz der Wissenschaftsorganisationen zur Klimaneutralität
Joint statement by the Max Planck Sustainability Network and the Network Helmholtz Climate-Neutral on the declaration of the Alliance of Science Organisations in Germarny regarding climate neutrality
Download full text/ Volltext herunterladen (PDF):
Authors in alphabetical order / Autor*innen in alphabetischer Reihenfolge:
Noemi Bendera, Aaron Bufea, Hartmut Ehmlera, Jan Heidelbergerb, Saskia Förstera, Markus Osterb, Bianca Schellb, Jakob Schweizerb, Bernhard Steinbergera and Martin Vogelb
Affiliations / Affilierungen:
aNetwork Helmholtz Climate Neutral/Netzwerk Helmholtz Klimaneutral, bMax Planck Sustainability Network/Max-Planck-Nachhaltigkeitsnetzwerk
Corresponding address: info@susnet.mpg.de
Publication Date / Veröffentlichungsdatum: 13 December 2021
Language / Sprache: German/English
Zusammenfassung
Das Max-Planck-Nachhaltigkeitsnetzwerk und das Netzwerk Helmholtz Klimaneutral begrüßen die Erklärung der Allianz der Wissenschaftsorganisationen vom 13. September 2021 mit der Zielsetzung, Klimaneutralität bis 2035 in ihren Arbeitsweisen und Forschungsprozessen zu erreichen. Dies ist ein erster notwendiger Schritt in die richtige Richtung. Jetzt gilt es, konkrete Maßnahmen zu formulieren und diese zügig umzusetzen, um unser Wissenschaftssystem nachhaltiger zu gestalten.
Erklärung
Der Klimawandel stellt eine der größten Bedrohungen für unsere Lebensgrundlagen dar. Gesellschaft, Politik und Wirtschaft sind verpflichtet, alles ihnen Mögliche für die Einhaltung des Pariser Abkommens zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad zu tun. Die Welt setzt große Erwartungen in die Wissenschaft zur Lösung der Klimakrise. Daher sind insbesondere wir Wissenschaftler*innen gefordert, unseren Beitrag zu leisten. Ein wichtiger Teil ist dabei unsere Forschung: wir untersuchen den Klimawandel und seine Ursachen, entwickeln energiesparende Prozesse, erschließen neue Technologien für erneuerbare Energien und untersuchen gesellschaftliche und wirtschaftliche Auswirkungen der Klimakrise.
Unsere wissenschaftlichen Arbeitsprozesse sind allerdings selbst oft energie- und ressourcenintensiv und daher mit hohen Treibhausgasemissionen und weiteren Auswirkungen auf die Umwelt verbunden: Unsere Forschungsgebäude werden geheizt und oft aufwändig mit Zu- und Abluft versorgt, unsere Hochleistungsrechner und Messinstrumente benötigen Strom, in unseren Laboren verbrauchen wir Ressourcen und produzieren schwer zu entsorgenden Müll und wenn wir zu Konferenzen fliegen, emittieren wir große Mengen an Treibhausgasen. Daher sind wir, genauso wie Gesellschaft und Wirtschaft, verpflichtet, unsere Treibhausgasemissionen und Umweltauswirkungen zu minimieren. Weltweit engagieren sich Mitarbeitende an ihren Universitäten und Forschungsinstituten, den Wissenschaftsbetrieb nachhaltiger zu gestalten. Um dies zu ermöglichen, ist insbesondere die Führung der akademischen Einrichtungen und Forschungsorganisationen gefragt. Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen hat sich am 13. September 2021 mit Nachdruck dazu bekannt, spätestens bis zum Jahr 2035 in ihren Arbeitsweisen und Forschungsprozessen klimaneutral zu werden.1
Wir, das Max-Planck-Nachhaltigkeitsnetzwerk und das Netzwerk Helmholtz Klimaneutral, begrüßen diese Erklärung ausdrücklich. Wir möchten hiermit unsere Unterstützung anbieten und beteiligen uns an der Forderung an die Politik, geeignete Rahmenbedingungen für ein nachhaltiges Wissenschaftssystem zu schaffen. Dabei möchten wir betonen, dass zügig konkrete Maßnahmen formuliert und umgesetzt werden müssen, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2035 zu erreichen. Wir möchten darauf hinwirken, dass Klimaneutralität in erster Linie durch die Reduktion der eigenen Emissionen erreicht wird. Treibhausgasemissionen sollten nur kompensiert werden, wenn diese sich (noch) nicht vermeiden lassen. Bereits jetzt gibt es konkrete Vorschläge aus den Allianzorganisationen, auf welchen Wegen unsere Arbeit ökologisch nachhaltiger gestaltet werden kann. So hat zum Beispiel das Max-Planck-Nachhaltigkeitsnetzwerk einen Katalog mit Empfehlungen erarbeitet (Catalogue of Recommendations, CaRe).2
Wichtig ist, dass wir zügig und zielführend handeln. Dabei lassen sich einige Änderungen bereits jetzt und innerhalb der bestehenden Rahmenbedingungen umsetzen. Für andere Maßnahmen müssen wir jetzt die nötigen Pläne entwickeln und Weichen stellen, damit diese zukünftig umgesetzt werden können. Wir fordern die Leitungen der Wissenschaftsorganisationen auf, die gesamte Bandbreite der notwendigen und möglichen Maßnahmen zu nutzen. Relevant sind hier insbesondere die Bereiche Energie, Bau und Betrieb von Gebäuden, Mobilität, Beschaffung und Entsorgung, sowie Biodiversität. Dazu sind folgende wichtige Maßnahmen unserer Einschätzung nach sofort umsetzbar:
- Erarbeitung von konkreten Klimaschutzstrategien und einem verbindlichen Fahrplan im Umsetzungszeitraum bis 2035, inklusive einer regelmäßigen Evaluierung des Energieverbrauchs und der Treibhausgasemissionen
- Bereitstellung von Personalressourcen zur Umsetzung dieser Strategien und Maßnahmen
- Versorgung aller Einrichtungen mit elektrischer Energie aus erneuerbaren Quellen
- Nutzung aller geeigneten Flächen für die Installation von Photovoltaikanlagen
- Reduktion der Treibhausgasemissionen bei Dienstreisen durch die Förderung virtueller Formate und klimafreundlicher Verkehrsmittel
Im Wissenschaftssystem versammeln wir kreative Köpfe aus der ganzen Welt und forschen an den Grenzen des Wissens. Wir glauben daher, dass wir mutig sein dürfen, eingefahrene Wege zu verlassen, wenn sie als nicht-nachhaltig erkannt wurden. So können wir nicht nur durch unsere wissenschaftlichen Ergebnisse zur Lösung der Klimakrise beitragen, sondern unserer Forschung auch mehr Glaubwürdigkeit verleihen.
Executive Summary
The Max Planck Sustainability Network and the Network Helmholtz Climate-Neutral welcome the declaration of the Alliance of Science Organisations in Germany from September 13th, 2021 on the goal to achieve climate neutrality of their research activities by 2035. This statement is a crucial first step in the right direction. Now it is essential to develop and implement concrete measures and actions to address this aim and facilitate a sustainable science environment.
Statement
Climate change is one of the largest threats to our livelihood. Political and economic actors and society are obliged to do everything in their power to meet the targets of the Paris Agreement and to restrict global warming to 1.5 degrees. The world has high expectations in science to create suitable solutions. A crucial aspect to these solutions is our research itself. We investigate climate change and its causes, we develop processes to save energy and technologies to store and use renewables, and we analyse the impact of the climate crisis on the economy and society.
At the same time, our research activities often come with a high demand for energy and resources, and they produce substantial greenhouse gas emissions. Our research facilities are heated and commonly run using high air exchange rates. Our high-performance computers and instruments need electricity, our laboratories use large quantities of resources, and our experiments can produce contaminated waste that is hard to dispose of. Moreover, frequent flights to conferences and meetings present a significant source of greenhouse gas emissions. Therefore, a necessity emerges to minimize our emissions and our environmental impact alongside broad changes in society and economy. Employees at universities and research facilities around the world are currently developing practices for sustainable research. The success of these efforts depends strongly on the support and promotion by the leadership of major research institutions. On September 13th, 2021, the Alliance of Science Organisations in Germany published a pledge to achieve net-zero greenhouse gas emissions from its research processes by 2035.1
We, the Max Planck Sustainability Network and the Network Helmholtz Climate-Neutral, explicitly welcome this statement. We offer our support, and we underline the request for a political framework that allows a transition to a sustainable research environment. We would like to emphasize that prompt and effective measures have to be implemented in order to reach the goal of climate neutrality by 2035. We primarily aim towards a reduction of emissions. Compensation should be used only where reduction is not (yet) possible. Detailed proposals on concrete measures to create ecologically sustainable research practices are already available within our Alliance Organisations. For example, the Max Planck Sustainability Network prepared a catalogue of recommendations (CaRe).2
It is essential that we act quickly and productively. Importantly, several changes could be implemented immediately under the existing legal framework. For other measures, we have to develop action plans now to achieve them in the future.
We call on the leaders of the Alliance of Science Organisations in Germany to implement changes across the entire spectrum of relevant sectors, including energy, construction and management of research infrastructure, mobility, procurement and disposal, as well as biodiversity. We believe that the following important measures can be realized immediately:
- Development of concrete emission reduction strategies with a binding roadmap to achieve net-zero emissions by 2035, including regular evaluation of energy consumption and greenhouse gas emissions
- Allocation of human resources for the implementation of the strategies and measures
- Supply of all facilities with energy from renewable sources
- Exploitation of all suitable areas for the installation of photovoltaic systems
- Reduction of greenhouse gas emissions from business trips through the support of virtual meeting formats and low-emission transportation options
As scientific organisations, we gather creative minds from across the world and perform research at the frontiers of knowledge. We therefore believe that we can be courageous to abandon well-worn paths when they are recognized as unsustainable. If we do, we not only mitigate the climate crisis through our scientific discoveries, but we also enhance the credibility and positive impact of our research activities.